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Der Verein « Die
Freunde der Martinikirchorgel » beschloss 1982, die
Orgel in ihrer alten vergangenen Pracht wieder herzustellen. Dieses
Werk von
Perny, dann von Callinet hatte eine bewegte Geschichte hinter sich, und wenn auch einige Klänge noch
wunderschön waren, blieb der Mechanismus doch viel zu schwer. Eine
ernsthafte
Untersuchung zeigte, dass alles gründlich erneuert werden musste, eine
einfache
Reparatur hätte nicht über den schlechten Zustand dieses früher schönen
Instruments hinwegtäuschen können. Und so stand der Verein vor einer
riesigen
Aufgabe.
Nachdem der
Verein mehrere Möglichkeiten zur Verwirklichung des Projekts
geprüft hatte, gaben 1984 der Regionalrat, der Rat des Départements und
die
Stadt Montbéliard ihre Zustimmung für das Vorhaben. Finanziert
werden sollte das Projekt zu 30% durch den Staat, zu 30% durch
den Regionalrat, zu 20% durch den Rat des Départements, 10% sollte die
Stadt
Montbéliard und 10% der Verein tragen. Mehrere Projekte wurden geprüft
und
beziffert und schließlich wurde die Lösung mit der Restaurierung der
Callinetorgel gewählt, jedoch mit einer Änderung des Positivs. Diese
Lösung
schloss die Renovierung der Empore ein : Das Katheder, das später
hinzugefügt
worden war, sollte entfernt, die alten wiedergefundenen
Sitzreihen renoviert, die Orgel auf die Ebene
des neu gemachten und befestigten Bodens heruntergestellt und das
Positiv in
das Geländer eingesetzt werden. Dazu sollte das Ganze neu gestrichen
und eine
Treppe bis zum Dachstuhl eingebaut werden. Als Orgelbauer
wurde der 1942
geborene Alain SALS gewonnen. Er stammt aus der Provence
und ist dort tätig. Gebaut oder neu gebaut
hatte er schon etwa 20 Orgeln mit mechanischer Übertragung
(Benoît-sur-Loire,
evangelische Kirche in Noyon, Notre-Dame de Sète…) und restauriert
hatte er
schon zahlreiche unter Denkmalschutz stehende Instrumente (Notre-Dame
des Doms
in Avignon, die Kathedrale in Alès,
Saint-Guilhem-le-Désert….). Alain SALS ist
es gelungen, jeder
dieser neuen oder renovierten Orgeln einen sehr persönlichen Klang zu
geben.
Berühmte Organisten wie Michel CHAPUIS, François HOUBARD, André ISOIR
oder
Odile BAILLEUX haben darauf gespielt und
Tonaufnahmen machen lassen. Alain SALS hatte 1980 den
Grand Prix Regional des Métiers d’Art (künstlerische Berufe) für
die Région Provence- Alpes-Côte d’Azur bekommen. Im Herbst 1985
wurde die Orgel gänzlich abmontiert und bei Schnee geladen,
um in die Provence transportiert zu werden. Dort in Alain SALS‘
Werkstatt wurde
sie wieder ganz montiert, damit sich die neuen Teile an die alten fügen
können.
Eine neue Mechanik musste geschaffen werden, die die alte Windlade und
die
spezifische Besonderheit der Callinetorgel zu berücksichtigen hatte, das Rückpositiv musste neu gebaut und
das Pedal mit 27 Noten ergänzt werden, was die übliche Zahl bei
Callinet war
und ein breites Repertoire an Orgelmusik ermöglicht. Wieder benutzt
wurden die
alten Holzlatten als Gehäuse für die Windlade und den Balg. Als Ersatz für
die fehlende Orgel stellte Alain SALS ein von ihm gebautes,
kleines Instrument in den Chor der Martinikirche. Junge Musiker
spielten darauf
und gaben Konzerte, was die Satzung des Vereins gerade forderte: Er
soll
nämlich junge Talente fördern, was hier für diese jungen Musiker auch
eine Art
war, die Restaurierung der großen Orgel zu unterstützen. Dazu hat der
Verein
die internationalen Beziehungen zwischen Musikschulen entwickelt: Mit
der
Unterstützung der Stadt hat er zweimal die verschiedenen Orchester der
Partnerstadt Ludwigsburg empfangen (Orchester der jungen Ludwigsburger,
Chor
der Stiftung Karlshöhe und Stadtorchester), die ehrenamtlich als
Beitrag zur
Restaurierung der Orgel Konzerte in der Martinikirche gegeben haben.
Andererseits haben alle Mitglieder des Vereins einen finanziellen
Beitrag
geleistet, und die zahlreichen Spenden durch Privatleute und
verschiedene
Instanzen zeugten von dem Interesse für das Orgelprojekt. 1986 und 1987
sind Mitglieder des Vereins in die Provence gefahren, um die
gute und fachmännische Arbeit von Alain SALS und seiner Gesellen
Nicolas
WARNEKE und Charles HENRY zu verfolgen. 1988 kam die
Orgel zurück, einen Monat lang dauerte die Montage aller Teile.
Für die Malerarbeiten mit den
ursprünglichen hellen Farben wurde dann Roland NONOTTE, Fachmann für
solche
Restaurierungen, gewonnen. Im Frühjahr 1989
harmonisierten Alain SALS und Nicolas WARNEKE die Orgel, was
ein lange, viel Geduld erforderliche Arbeit war. Die Harmonisierung hat
Alain
SALS frei gestaltet, ohne den Stil von Callinet nachahmen zu wollen,
der durch
frühere Eingriffe verschwunden war. Für Alain Sals sei es illusorisch
von alten
Elementen auszugehen, um neue zu konzipieren, das würde oft zum
Abklatsch
führen. Drei Jahre hat
die ganze Instandsetzung gedauert, aber all diese Bemühungen
konnten anlässlich des Musikfestes im Juni 1989 durch ein großes,
gemeinsames
Konzert mit jungen französischen und deutschen Musikern gekrönt werden. |